Anti-Design muss schön sein, einzigartig, wiedererkennbar. Was es nicht muss: funktional sein. Das ist zumindest der Grundgedanke hinter der Stilrichtung, die während der 1960er Jahre aufkam und in den 1980er Jahren ihren vorläufigen Höhepunkt hatte.
Noch heute lassen sich kreativ Ausgebildete aus verschiedensten Branchen vom Anti-Design inspirieren und setzen mit ihren Entwürfen ein bewusstes Zeichen für mehr Individualität.
Wo der Stil herkommt und an welchen Merkmalen du Anti-Design erkennst, erfährst du hier.
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Anti-Design ist eine Stilrichtung, die sich gegen das Funktionale und die rationalen Prinzipien der Moderne richtet. Es ist die Abkehr von Massenproduktion und Konsumdenken der Designindustrie und kritisiert den Kapitalismus und die steigende Gier nach Umsätzen. Damit ist Anti-Design die pure Rebellion gegen Konventionen.
Die allseits propagierte „Gute Form“ des modernen Designs wurde schon in den 1960er Jahren massiv infrage gestellt. In Italien gab es eine Bewegung rund um die Designer Vico Magistretti, Gianfranco Frattini, Livio Castiglioni, Enzo Mari und Piero Gilardi, die das anti-funktionelle Design durch ihre Kreativität bekannt machten: stapelbare Plastikstühle, flexibel formbare Leuchten oder Möbel in Form von Naturobjekten. Bekannte Anti-Design-Studios zu der Zeit waren Archizoom und Superstudio.
Durch die Schönheit und Sinnlichkeit der Dinge sollten die Menschen eine emotionale Beziehung zu ihnen entwickeln. Die Designs polarisierten und sorgten international für Aufsehen.
Während bei konventionellen Designs die Funktion an erster Stelle steht und die Schönheit unwichtig ist, spielt es beim Anti-Design keine Rolle, ob etwas funktional ist oder nicht.
Wichtig ist nur: Es soll Spaß machen und darf die Kreativität nicht einschränken. Auch die Ästhetik spielt eine untergeordnete Rolle, denn Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Was dem einen gefällt, verstößt für den anderen völlig gegen jedes ästhetische Empfinden. Dennoch sollen die Designs sinnlich und fantasievoll sein.
Anti-Design hält sich also nicht an die Regeln des konventionellen Designs, sondern lehnt sich dagegen auf. „Weniger ist mehr“ oder „Form follows function“ gelten im Anti-Design nicht mehr und werden sogar erst recht umgekehrt. Obwohl sich die Memphis-Gruppe 1988 wieder auflöste, lebt Anti-Design noch heute vor allem im Grafikdesign, Webdesign und Kommunikationsdesign weiter und inspiriert immer wieder Designer /innen zu außergewöhnlichen Layouts jenseits des Mainstream.
Anti-Design wendet sich vom konventionellen Design ab und sticht dadurch aus der Masse hervor. Das an Herkömmliches gewöhnte Auge bekommt nicht, was es erwartet, sondern etwas völlig Ungewohntes. Statt schlichten, funktionalen Formen und dem ewigen schwarz, weiß und grau der Designmöbel fielen die Anti-Design-Stücke durch grelle, unpassende Farben, eigensinnige Winkel und ungewöhnliche Größenverhältnisse auf.
Attribute, die Anti-Design beschreiben, sind unter anderem:
Möbel, Mode und Innenarchitektur sind im Anti-Design nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern nur temporäre Erscheinungen, die nach einer Weile weggeschmissen oder umgestaltet werden. Damit steht Anti-Design natürlich heutzutage dem Nachhaltigkeitsgedanken entgegen.
Im Grafikdesign und Webdesign beflügelt die Stilrichtung dafür die Kreativität gerade junger Designer /innen sowie Mediengestalter /innen aus den Bereichen Bild & Ton und Digital & Print, die sich mit ihren Layouts endlich wieder ausdrücken wollen, statt den Regeln zu folgen.
Als in den 1990er Jahren das Internet aufkam, gab es noch keine Design-Regeln, wie eine Website aufgebaut sein soll. Deshalb sehen frühe Seiten entsprechend chaotisch aus. Rasterung und Templates kamen erst später hinzu, um die Usability zu steigern und eine Orientierung zu geben, wo die gesuchten Infos abgerufen werden können. Im Lauf der 2000er Jahre wurden Websites dann zunehmend auf die mobile Nutzung am kleinen Smartphone-Bildschirm angepasst – für Kreativität und Einzigartigkeit bleibt da beim Design wenig Platz.
Im Webdesign ist Anti-Design inzwischen wieder sehr gefragt. Hier bedeutet die Abkehr von Konventionen in erster Linie die Abkehr von benutzerorientierten Seiten. Statt benutzerunfreundliche Störfaktoren zu beseitigen, wirft Anti-Design extra Hindernisse in den Weg. Dadurch wollen sich Webdesigner /innen bewusst vom Einheitsbrei der Template-basierten Designs abheben.
Die Usability wird zur Nebensache, so kann es sein, dass eine Webpage auf den ersten Blick überhaupt keinen Nutzen bietet. Keine Menüleisten, keine wiedererkennbaren Symbole, nur eine Grafik, ein Foto, eine Animation, ein Intro oder ein Text. Klar, dass eine Website im Anti-Design eine kreative Person oder Organisation dahinter vermuten lässt und nicht gerade für große Unternehmen oder Online-Shops geeignet ist. Dennoch geht der Trend weg von der Schlichtheit und Übersichtlichkeit hin zum Herausstechen aus der Masse, zum Auffallen, um die User/innen neugierig zu machen und als Website in Erinnerung zu bleiben.